Stell dir vor, du kriegst als Chefin wiederholt mit, wie zwei Mitarbeitende aus deinem Team sich streiten. Trotz, dass ihre Bürotür geschlossen ist, wird es immer lauter. Auch die anderen Mitarbeiter kriegen das mit und schauen schon zu dir. Du tust so, als hättest du es nicht bekommen und versuchst dich auf deine heutigen To Do´s zu konzentrieren. Deine Gedanken schweifen immer wieder ab und du fragst dich, was du nur tun könntest. Dir ist doch Harmonie im Team so wichtig. Aber bei diesen beiden Mitarbeiterinnen funktioniert es einfach nicht.
Kennst du diese Situation aus deinem Führungsalltag? Wie gehst du damit um? Lähmt dich deine Harmoniesucht auch so sehr, dass du im Grunde genommen nicht handlungsfähig bist? Was meinst du, warum bist du so harmoniesüchtig und konfliktscheu? Glaub mir, damit bist du nicht allein. Vielleicht willst du einfach, dass alles so funktioniert und abläuft, wie du es dir vorstellst. Vielleicht bist du überzeugt, dass Konflikte schlecht für dich, dein Team und eure Arbeit sind und du deswegen bestimmte Themen nicht ansprichst, um ja keinen Konflikt zu verursachen. Vielleicht denkst du auch, dass die Harmonie in eurem Team aussagt, wie gut du als Chefin bist. Oder du denkst, dass du einen Konflikt nicht lösen kannst und zweifelst an deiner Kompetenz.
Das sind die Konsequenzen
Egal was es ist, das sind an sich keine falschen Gedanken. Aber natürlich gibt es Konsequenzen:
- Ohne dein Eingreifen bleiben die Konflikte ungelöst. Es kommt zu Getuschel und Gerüchten, weil keiner offen und transparent kommuniziert und die Situation aufklärt.
- Eure Ergebnisse verschlechtern sich sowie die Stimmung im Team und die Kooperationsbereitschaft sinkt.
- Außerdem bist vor allem du als Chefin für die Lösung der Konflikte zuständig. Das erwarten auch deine Mitarbeiterinnen. Wenn du die Konflikte aber nicht angehst sondern ignorierst, ist dein Ansehen als Chefin gefährdet und so untergräbst du deine eigene Autorität.
Natürlich kannst du so weiter machen und mit diesen Konsequenzen leben. Du hast die Wahl. Wenn du das aber ändern willst, dann lese einfach weiter!
Bevor du weiterliest, mache dir zunächst Notizen, was du dir unter dem Wort Harmonie vorstellst. Was gehört für dich zu Harmonie? Was macht es aus? Wie sieht dein Idealbild von Harmonie in deinem Team konkret aus?
Wie Harmonie in deinem Team funktioniert
Jetzt vergleiche deine Definition mit folgender: laut Duden bedeutet das Wort Harmonie das ausgewogene, ausgeglichene Verhältnis von Teilen zueinander. Und wie das mit der Ausgewogenheit so ist, sie besteht aus den „guten“ und den „schlechten“ Sachen. Ohne Trauer keine Freude, ohne Tod kein Leben, ohne schlechte Laune keine gute Laune.Übertragen auf dich und dein Team: Nur mit Konflikten, Unstimmigkeiten und Differenzen kann Harmonie herrschen, denn auch diese Sachen sind Teil der Harmonie. Anstatt Konflikte krampfhaft vermeiden zu wollen, machst du es dir viel leichter, sie als das anzuerkennen, was sie sind. Nämlich unvermeidbar.
Es gibt ein Modell, welches das ganz gut beschreibt. Es heißt die Teamuhr. Darin durchläuft jedes Team insgesamt vier Phasen: die Testphase, Konfliktphase, Organisationsphase und Ergebnisphase.
- Die Testphase ist der Einstieg. Das könnte zum Beispiel sein: jemand kommt neu dazu, oder verlässt das Team, die Zuständigkeiten für Aufgaben ändern sich, es gibt eine neue Rollenverteilung im Projekt. Die Stimmung ist eher höflich, gespannt, unpersönlich und vorsichtig, weil gerade eine Veränderung vollzogen wurde.
- Als nächstes folgt die Konfliktphase. Bereits vorhandene unterschwellige Konflikte werden sichtbar und nach anfänglichem „Beschnuppern“ bezieht jetzt jeder Position. Dadurch werden unterschiedliche Positionen und Standpunkte sichtbar und es kommt zu Streit und Konfrontation. Die Ergebnisse stagnieren oder werden schlechter, ebenso die Stimmung im Team.
- Sind die Konflikte geklärt, tritt die Organisationsphase ein. Neue Umgangsformen werden etabliert, es werden zum Beispiel Bedingungen für die Kommunikation gestellt, Vision, Ausrichtung und Zuständigkeiten werden festgelegt. Dadurch hebt sich die Stimmung, das Team wird produktiver und kooperiert miteinander. Die Wertschätzung für die Position der anderen im Team steigt.
- Sind die neuen Strukturen organisiert, kommt die Ergebnisphase. Das Team ist produktiv, ideenreich und kreativ.
Die Phasen dauern unterschiedlich lang. In der Praxis zeigt sich häufig, dass die Konfliktphase am längsten dauert. Umso wichtiger ist es deswegen, Konflikte anzusprechen und funktionierende, nachhaltige Lösungen zu finden. Ein optimaler Verlauf wäre natürlich eine möglichst lange Ergebnisphase. Für immer in der Ergebnisphase zu bleiben, ist leider utopisch. Irgendwann wird ein Punkt kommen, an dem Konflikte wieder auftreten. Dann geht es erneut darum, eine funktionierende und nachhaltige Lösung zu finden und sie zu etablieren. Diese Art von Konfliktmanagement bedarf Übung, das ist mir bewusst ?
Wie du Konflikte löst und Harmonie bekommst
Das ist ja schön und gut, denkst du dir. Konflikte lösen bei dir einfach Unbehagen aus und dein erster Gedanke ist: „sie sind schlecht für mein Team und ich kriege es auch nicht hin, sie zu lösen. Ich kann das einfach nicht gut.“ Wie gesagt, du musst daran nichts ändern. Nur lebst du auch mit den eben genannten Konsequenzen.
Du weißt jetzt schon, welche Phasen dein Team immer wieder durchläuft, und dass Konflikte unvermeidbar sind. Daher ist es essentiell, dass du als Chefin ein positives Mindset und Bewusstsein hast, um damit umzugehen. Des Weiteren ist deine Expertise und Führung beim Konflikte lösen und einer offenen und transparenten Kommunikation gefragt. Mache es dir leicht und starte mit einem Aspekt. Und wenn du merkst, dass du unsicher bist, dann hole dir externe Unterstützung, um schneller in die praktische Umsetzung zu kommen. Bei mir kannst du dir jederzeit ein Beratungsgespräch buchen.